In den Schlagzeilen

Regelmäßig findet sich die Eisenbahnstraße in den Schlagzeilen. Presse, Funk und Fernsehen sind auf diese Weise daran beteiligt, unser Bild von diesem Quartier zu formen.

So werden in medialen Berichten über das Geschehen bestimmte Themen wie Migration und Kriminalität verknüpft oder wird der Zuzug von Studenten und Kreativen als Abkehr von einer problematischen Entwicklung des Viertels gedeutet.

Welche Themen sind in den Medien besonders präsent? Über welche Ereignisse wurde wie berichtet und wie hat sich das mediale Bild gewandelt?

In der Medienanalyse wird deutlich, in welcher Häufigkeit die Eisenbahnstraße Anfang der 1990er und seit 2010 medial erwähnt wird und welche Themen dabei besonders relevant waren. Ausgewählte LVZ-Artikel zeigen, auf welche Weise dabei berichtet wird.

In Zusammenarbeit mit dem Projekt ‚Postmigrantische Stadt‘ des Leibnitz-Instituts für Länderkunde (Leipzig).

 

Die Berichterstattung der LVZ in den Jahren 2010 bis 2016 ist geprägt von drei großen Schwerpunkten: Das Sorgenkind Drogen, die rebellischen Banden & schießwütigen Migrant*innen und die „Problemschule“ am Rabet.
Das mediale Bild der Eisenbahnstraße erzeugt durch die präsente Berichterstattung dieser Schwerpunkte eine Verknüpfung von Migration und Kriminalität. Dabei ist die Frage wo hier die Grenzen von wirklicher und geschaffener Realität liegen?

Rebellion

Das Jahr 2013 wird zum großen Sicherheitsjahr: „Nach Schießerei in der Eisenbahnstraße“, „Polizei gründet Soko“ und „Polizei will Präsenz massiv erhöhen“ sind Artikel aus der LVZ die sich mit der Schießerei auf der Eisenbahnstraße zwischen zwei Rockergruppen auseinandersetzen. Nach Auseinandersetzungen mit ethnischen Herkünften und einer zum Teil direkten Verknüpfung von Kriminalität und Migration wird das Jahr 2013 rückblickend zum Höhepunkt migrantischer Kriminalität.

Das Jahr 2014 bestimmt die „Bluttat in der Eisenbahnstraße“ und die „Blutige Familienfehde“ zwischen einer irakischen und syrischen Familie. Die Sicherheitsthematik wird hochgekocht und die Polizei reagiert mit einer verstärkten Präsenz: „Leipziger Konflikt braucht starke Polizei“. Im August eröffnet im InfoCenter auf der Eisenbahnstraße eine Außenstelle der Polizei, dessen Eröffnung innerhalb der Medien als auch unter den Bewohner*innen des Viertels brisant diskutiert wird.

Im Frühjahr 2016 flammt die Debatte um Sicherheit erneut auf: „Gefahr einer weiteren Eskalation“ und „Leipziger Bandenkrieg“ sind Artikel die sich einem Schusswechsel auf der Eisenbahnstraße beschäftigen. Der „Oberbürgermeister Burkhard Jung will das Ordnungsamt aufrüsten“.

Sorgenkind

Im Mai 2011 erscheint der Artikel „Leipzig scheut eine öffentliche Debatte – dabei ist das Problem längst Teil des Stadtalltags“ und leitet damit ein sorgenreiches Jahr ein. Von Seiten der Politik kommt es zu Verteidigungshaltungen und die Polizei reagiert im August mit verstärkten Drogenkontrollen.

Im Sommer 2012 werden bei einer Razzia „Pistolen, Machete und über 50 000 Euro beschlagnahmt.“

Die Polizei reagiert mit Druck und gründet im Sommer 2013 eine Soko, die sich sowohl der Drogenproblematik als auch dem Kriminalitätsanstieg widmen soll.
Die Bürgerpolizisten der neuen Außenstelle sind positiv gestimmt: „Das Viertel wird sich zum Positiven verändern, daran glauben wir“.

Im November 2015 räumt die Polizeit erneut „den Drogenkiez“ auf.

2016 wird die Eisenbahnstraße aufgrund ihrer Drogenszene Thema in der ZEIT und in einer ZDF-Reportage.

Problemkind

Das übergreifende Thema Bildung wird in den Jahren 2010-2016 sehr spärlich in der LVZ verhandelt.
Neben kleineren Artikeln wie „Migranten nehmen am Workshop teil“ oder „Modellprojekt im Leipziger Osten“ ist es vor allem die „Problemschule“ am Rabet die in den Jahren 2014 und 2015 verhandelt wird: „Grundschule am Rabet: Eltern fordern neue Leitung“ und „Grundschule: Aufstand der Eltern“.
Bei der Berichterstattung werden Themen wie Migration, Sozialer Brennpunkt und Gewalt diffus miteinander vermischt und das Viertel um die Eisenbahnstraße räumlich aufgeladen.

Wegbereiterin

Die Berichterstattung im Bereich der Kultur und Kunst setzt keinen Schwerpunkt. In den Jahren 2010 – 2016 wird regelmäßig über Veranstaltungen, neue Vereine und Institutionen und Engagement berichtet: „Der Verein Frauenkultur gestaltet Schaufenster“, „Man soll sein Viertel lieb haben“, „Lichterfest beschließt Veranstaltungsmarathon“ und „Schönefeld macht’s schön“.

Ab Mitte 2015 wird die Gentrifizierung des Leipziger Ostens mit in die Debatte aufgenommen. So berichtet die LVZ über die Entdeckung der Eisenbahnstraße durch den „Guardian“. Vielfalt ist erwünscht.