Theater: ALLES IST LEBEN. DIE GESCHICHTE MILENA JESENSKÁS

6. Dezember 2019, 20:00 Uhr

Eintritt: frei

Die Prager tschechische Journalistin Milena Jesenská (1896-1944) ist weltweit als die Adressatin von Franz Kafkas Briefe an Milena bekannt – als eine der Frauen also, die die intensive und schwierige Erfahrung gemacht haben, von Franz geliebt zu werden. Es ist dennoch nicht nur das Verhältnis zwischen Milena und Franz, das intensiv und schwierig ist, sondern das ganze Leben dieser Frau, die in einem ihrer Artikel schreibt: „vše je život“ (alles ist Leben). Denn Milena scheint dieses „alles“ erleben zu wollen: als Geliebte und Übersetzerin von Franz, als Freundin anderer Prager deutschjüdischer Intellektueller, als Verbreiterin der Idee der tschechischen Avantgarde, als Vertreterin der
europäischen Frauenemanzipationsbewegung, als Kommunistin, als Kritikerin des Kommunismus und als Antifaschistin, die 1944 im KZ Ravensbrück gestorben ist.

Das Theaterstück „Alles ist Leben. Die Geschichte Milena Jesenskás“ erzählt Milenas Geschichte mit den Mitteln des italienischen teatro di narrazione (Erzähltheater): einen Erzählraum, einen Erzähler und einige Requisiten. Das teatro di narrazione bringt historische, politische und persönliche Themen auf die Bühne und verhandelt aus subjektiver Perspektive das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft.

Matteo Colombi (Seriate, 1978) ist Literaturforscher und arbeitet als Bohemist am Institut für Slavistik der Universität Leipzig. Er glaubt an die Verbindung und Vermischung von Forschung und Kunst und versucht sich manchmal daran. Milena Jesenská ist die Figur gewesen, die ihn vor vielen Jahren dazu bewegt hat, Tschechisch zu lernen.