Walter und Marta Husemann und die „Rote Kapelle“ – eine Spurensuche der Gedenkinitiative „Husemann“
AUSSTELLUNG vom 1. Dezember bis 3. Januar 2021
Als Anwohner_innen der Husemannstraße im Leipziger Stadtteil Neustadt-Neuschönefeld setzen wir uns mit den Hintergründen des Namensgebers der Straße auseinander. Auf Beschluss der Stadt Leipzig wurde die Straße, die bis dahin „Marschallstraße“ hieß, 1950 umbenannt, um den Kommunisten und antifaschistischen Widerstandskämpfer des Kreises der „Roten Kapelle“, Walter Husemann (1909-1943), zu ehren.
Die „Rote Kapelle“ bezeichnet einen der größten Widerstandskreise in Deutschland während der nationalsozialistischen Herrschaft. Männer wie Frauen unterschiedlicher sozialer und politischer Herkunft sowie ein vergleichsweise hoher Anteil an Jugendlichen organisierte sich unter dieser – später von der Geheimen Staatspolizei eingeführten – Bezeichnung in den 1930er und 1940er Jahren. Ihr Ziel war es, den Krieg ebenso wie die NS-Herrschaft zu beenden.
Wir zeigen im Dezember im Pöge-Haus die Ausstellung „Rote Kapelle – Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ der Gedenkstätte Deutscher Widerstand aus Berlin. Darin wird die Wirkungsgeschichte verschiedener antifaschistischer Widerstandskreise, die Menschen unterschiedlicher Herkunft und politischer Einstellung vereinten und die von der Gestapo unter dem Namen „Rote Kapelle“ zusammengefasst wurden, beleuchtet.
Leider müssen die geplanten Veranstaltungen zu der Ausstellung aufgrund der aktuellen Situation ausfallen, werden jedoch nach Möglichkeit zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden:
Vortrag mit Dr. Hans Coppi jr. zum Thema „Die „Rote Kapelle“ – Akteure, Tätigkeit und Erinnerung“. Was war überhaupt die „Rote Kapelle“? Wie konnte 1941/42 in Berlin ein antifaschistisches Netzwerk entstehen, dem mehr als 150 Regimegegner_innen unterschiedlicher Herkunft angehörten, und wie leisteten sie Widerstand? Der Referent ist Ehrenvorsitzender der Berliner VVN-BdA und freier Mitarbeiter der ‚Gedenkstätte Deutscher Widerstand‘.
Dokumentarfilm „Die guten Feinde. Mein Vater, die Rote Kapelle und ich“ (De 2017, 93 min, R: Christian Weisenborn, Edition Salzgeber). Der Filmemacher Christian Weisenborn begibt sich darin auf die Spuren seines Vaters Günther Weisenborn (1902-1969), der 1942 als Mitglied der „Roten Kapelle“ verhaftet wurde. Der Film porträtiert die Entstehungsgeschichte des Widerstandszirkels ebenso wie ihr Wirken während des Nationalsozialismus und die ihm versagte Würdigung nach 1945.
Ein weiterer Diskussionsabend wird sich dem antifaschistischen Widerstand in Leipzig widmen. Welche Formen nahm der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Leipzig an? Über die Aktivitäten des Kreises um Georg Schwarz sowie anderer kommunistischer Gruppen in den letzen Jahren des Zweiten Weltkrieges berichtet der Referent Dr. Carsten Voigt, Archivar beim Sächsischen Staatsarchiv in Leipzig.
Im Rahmen unserer Spurensuche ist zudem eine Broschüre über das Ehepaar Walter und Marta Husemann sowie ihre politischen Aktivitäten entstanden. Die Broschüre gibt es hier.
weiterführende Links:
Informationen, Biographien und Materialien zur „Roten Kapelle“ auf der Seite der Gedenkstätte Deutscher Widerstand:
Die Veröffentlichung von Hans Coppi/Jürgen Danyel/Johannes Tuchel (Hg.), Die Rote Kapelle im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Berlin 1994 als kostenlose PDF
Veranstaltungsplakat: Gedenkstätte Deutscher Widerstand