Interviews mit Zeitzeugen

Die Leute im Leipziger Osten. Revolutionäres Lebensgefühl. Bruch und Enttäuschung nach dem November ’89. Persönliche Perspektiven in zehn Filminterviews der Filmemacherin Kathrin Lemcke.

DAS VIERTEL

REVOLUTION UND LEBENSGEFÜHL

DER BRUCH 89 / 90

ZU DEN PERSONEN:


Friedrich Pöge (*1943), gelernter Offsetdrucker, betrieb ab 1979 eine Druckerei in der Hedwigstraße 18 und 20, dem heutigen Pöge-Haus. Manche sagen, Pöge hätte für oppositionelle Gruppen gedruckt, Friedrich Pöge sagt, das stimme nicht. Seit Anfang der 90er ist die Druckerei Pöge in Mölkau und wird vom Sohn weitergeführt.

 

 

 

 

 

 


Bernd Oehler (*1960), lebte Ende der 80er-Jahre als Theologiestudent in einem „Widerstandsnest“ in der Meißner Straße 25 und arbeitete in der AG Umweltschutz, dem AK Gerechtigkeit und dem Arbeitskreis Solidarische Kirche. Zudem schrieb er für die Untergrundzeitschrift Grenzfall. Heute ist er Gemeindepfarrer in Meißen.

 

 

 

 

 

 


Gesine Oltmanns (*1965), Mitbegründerin der IG Leben und des AK Gerechtigkeit, organisierte Demonstrationen und das Straßenmusikfest. Am 4. September entrollte sie gemeinsam mit Katrin Hattenhauer das Transparent „Für ein offenes Land mit freien Menschen“ vor der Nikolaikirche. Heute arbeitet sie bei der Stiftung Friedliche Revolution.

 

 

 

 

 

 


Martin Jankowski (*1965), Autor des Romans „Rabet oder das Verschwinden einer Himmelsrichtung“ lebte ab 1985 im Haus Rabet 15. Als Liedermacher und Sprecher des Trägerkreises für die Friedensgebete in der Nikolaikirche prägte er den Widerstand. Heute lebt er als Schriftsteller und Lektor in Berlin.

 

 

 

 

 

 


Gabriele Sergel leitete von 1985 bis 1989 das Kino der Jugend oder Lichtspielhaus Fortuna in der Eisenbahnstraße. In ihrer kulturellen Nische organisierte sie Konzerte und Filmabende und machte das Kino zu einem Treffpunkt für die Jugend des Stadtteils. Heute macht sie Kulturprojekte und betreibt einen Blog zur Leipziger Kultur.

 

 

 

 

 

 


Peter Wensierski (*1954), Journalist, berichtete ab 1979 bis zu seinem Einreiseverbot 1985 für das ARD-Magazin Kontraste aus der DDR. Er sorgte jedoch weiterhin dafür, dass der DDR-Widerstand im Westen Gehör fand, wie durch die Ausstrahlung eines Interviews mit Oppositionellen in der Mariannenstraße. Heute arbeitet er für den Spiegel.

 

 

 

 

 

 


Ralf Elsässer (*1962), Mitglied der AG Umweltschutz, lebte in einem besetzten Haus in der Zweinaundorfer Str. und engagierte sich bei Aktionen wie 1 Mark für Espenhain. Heute ist er Quartiersmanager im Leipziger Osten, zudem Mitbegründer der Stiftung Bürger in Leipzig und der Freiwilligen-Agentur Leipzig e.V.

 

 

 

 

 

 


Roland Quester (*1965), Mitglied der AG Umweltschutz, schrieb für die Samisdat-Zeitschrift Streiflichter und war Mitbegründer der Umweltbibliothek, einem wichtigen Treff- und Austauschzentrum der Leipziger Opposition. Heute ist er persönlicher Referent der Leipziger Baubürgermeisterin.

 

 

 

 

 

 


Christoph Wonneberger (*1944), ab 1985 Pfarrer der Lukaskirche in Volkmarsdorf, bot den oppositionellen Gruppen Raum und organisierte Konzerte, Diskussionen, Demonstrationen und nicht zuletzt die Friedensgebete in der Nikolaikirche. In seinem Pfarrhaus stand zudem das Kontakttelefon zu den westlichen Medien.

 

 

 

 

 

 


Christiane Eisler (*1958), Fotografin, kam 1979 zum Studium nach Leipzig. In den 80er Jahren dokumentierte sie den Leipziger Osten fotografisch und schuf Fotoserien u.a. über den Jugendwerkhof und Punks in der DDR. Die sozialdokumentarische Fotografie begleitet sie bis heute in ihrer seit 1991 bestehenden Fotoagentur.