Im Durchgang – Protokoll für das Gedächtnis (1989) Im Übergang – Protokoll einer Hoffnung (1990)

18. November 2015, 23:00 Uhr - 22:59 Uhr

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Alle unsere Träume: Die Dokumentarfilme

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Im Leipziger Herbst zwischen Angst und Euphorie. Die Träume und verlorenen Illusionen von Leipziger Straßenkehrern, Potsdamer Abiturienten und märkischen Ziegelbrennern. Neue bunte Wirklichkeit rund um die Eisenbahnstraße. Dokumentarfilme fangen den Umbruch und seine Folgen in Leipzig ein.

Donnerstag, 12.11., 20 Uhr

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Im Durchgang – Protokoll für das Gedächtnis (1989)

Im Übergang – Protokoll einer Hoffnung (1990) von Kurt Tetzlaff

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Endzeit DDR – Revolution und Resignation im Wechsel. Ein Jahr lang – vom März 1989 bis März 1990 – beobachtet Regisseur Kurt Tetzlaff den 18jährigen Pfarrerssohn Alexander. Was als Skizze über einen schrägen Vogel aus der alternativen Szene des Potsdamer Cafés Heider gedacht war, wächst durch die politischen Ereignisse zu einem exemplarischen Dokument der Wendezeit. Die offiziellen Verlautbarungen der DDR-Regierungen, widergespiegelt in Beiträgen der „Aktuellen Kamera“, stehen im deutlichen Kontrast zu den offen geäußerten Gedanken des Jugendlichen.

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Alexander zieht nach der 10. Klasse von seinem Elternhaus in Brielow nach Potsdam, um dort die Helmholtz-Oberschule zu besuchen. Eine seiner Mitschülerinnen ist Anja Kling, die kurz vor der Wende die DDR verlässt. Die Klasse 12.2 inszeniert Michail Schatrows berühmtes Perestroika-Theaterstück „Diktatur des Gewissens“. In seinem Abituraufsatz bezieht sich Alexander darauf und kommentiert: „Auch Stalin hätte niemals so herrschen können, wenn es nicht Leute gegeben hätte, die beherrscht sein wollen.“ Alexander beklagt die staatliche Bevormundung, die den Lebensweg des einzelnen formt, ohne dass ein Ausbrechen möglich ist. Da eine totale Wehrdienstverweigerung mit Gefängnisstrafe geahndet wird, will er zu den Bausoldaten gehen. Als er mit ein paar Freunden und eigenen Transparenten an einer Großkundgebung gegen Faschismus teilnimmt, werden sie von Sicherheitskräften verprügelt und 12 Stunden lang verhört. In diesen Umbruchzeiten sympathisiert Alexander mit dem Neuen Forum. Doch am 17. März 1990, einem Tag vor der Volkskammerwahl, sind seine Hoffnungen in Resignation umgeschlagen. Er findet die „Vision eines gesamtdeutschen Vaterlandes“ erschreckend, hatte er doch auf eine Alternative zu Sozialismus und Kapitalismus gesetzt. Abschließend resümiert er: „Wir verkaufen uns für D-Mark, Mallorca und Marlboro“.

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Im Übergang beginnt mit der Silvesterfeier 1989/90, der ersten gemeinsamen Feier von Ost- und Westdeutschen, auf der Glienicker Brücke – jener Brücke zwischen Berlin-Wannsee und Potsdam, auf der in der Zeit des Kalten Krieges Spione ausgetauscht wurden und die zu DDR-Zeiten „Brücke der Einheit“ hieß. Mit der Vereinigungsfeier am 3. Oktober 1990 – auf eben dieser Brücke – endet der Film. Regisseur Kurt Teztlaff gibt dem Film bewusst einen Untertitel „Protokoll einer Hoffnung“: die Hoffnung derjenigen, die im Herbst 1989 auf die Straße gingen und eine neue Gesellschaftsform einforderten. In der Entwicklung der folgenden Monate, die der Regisseur mitverfolgt, zeigt sich was aus dieser Hoffnung wird. Das knappe Jahr des Übergangs bis zur deutschen Einheit in Potsdam wird in den persönlichen Erfahrungen und Reflexionen eines Jugendlichen geschildert. Neben dem Portrait eines Jugendlichen, dessen Haltung viele seiner Generation teilen, ist der Film ein wichtiges Dokument über den Prozess der deutschen Wiedervereinigung.

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